Donnerstag, 19. August 2010

Rothenburg ob der Tauber - Ulm 31.07. - 08.08.2010

Am ersten Samstag der Bayerischen Ferien starteten wir erneut um unseren begonnen Camino fortzusetzen. Wir fuhren mit dem Zug nach Rothenburg ob der Tauber um uns dort unseren ersten Stempel für dieses Jahr zu holen. Nachdem wir schon einige nervöse Tage der Vorfreude hatten, hielt uns auch in Rothenburg nichts mehr aus, do dass wir auch zugleich lospilgerten – endlich.

Durch das Sieberstor hindurch, an der Schandtauber entlang, an einigen Mühlen vorbei kamen wir gegen Mittag schon in Bettenfeld an. Nach ausgiebiger Rast hing es weiter um kurz darauf die württembergische Grenze zu passieren. Durch eine schöne Landschaft führte uns der erste Tag schließlich nach Hausen am Bach, wo wir in einem urigen alten Bauwagen übernachteten. Am nächsten Morgen, nach einen reichhaltigen Frühstück hieß es für uns aufbrechen, denn heute sollte ein langer und anstrengender Tag werden.

Über Reubach, Schainbach und Wallhausen gelangten wir in freier Landschaft an die Überreste des ehemaligen Klosters Anhausen, dort machten wir zusammen mit einer anderen Wandergruppe Brotzeit.

Über Bölgental, die Heinzenmühle, Kernmühle und einigen anderen wunderschönen Stationen gelangten wir endlich nach Crailsheim bei hoch sommerlichen Temperaturen. In Crailsheim führt der Jakobsweg allerdings nicht so direkt hindurch, so dass wir auf die Kirche dort verzichteten und lieber weiter nach Altenmünster zu unserem Nachtquartier gingen. Vom Pfarrer dort erhielten wir den ersten Abdruck mit seinem neuen, extra angefertigten Pilgerstempels - da waren wir schon etwas Stolz – nun ging es Duschen, Wäsche machen und auf das Dorffest um noch eine Kleinigkeit zu essen, denn viel Hunger hatten wir nicht mehr, nachdem wir ca. 30km hinter uns hatten, waren wir einfach nur noch müde. Am nächsten Morgen ging es nun weiter zum Burgberg, von dessen Turm man eine wunderbare Aussicht haben soll, allerdings war der Turm verschlossen – leider. Über Oberspeltach, Gründelhardt, Hellmanshofen und Mainkling gelangten wir nach Rosenberg. Dort kauften wir uns erst einmal Proviant für das Abendessen und das Frühstück im Pilgerhospiz ein. Im Anschluss besichtigten wir die wunderbare Pfarrkirche dort mit ihren Altar von Sieger Köder. Nun ging es aber noch zum Schlussspurt für den Tag nach Hohenberg. Bergauf, Bergab ging es weiter um noch den letzten Anstieg zu erklimmen für diesen Tag – Geschafft.

In Hohenberg nächtigten wir in der dortigen Pilgerherberge. Ein wunderbares Gefühl hier sein zu dürfen, an einem alten Jakobswegpunkt. –die Kirche hier, sowie das Pfarrhaus sind voll mit wunderschönen Arbeiten von Sieger Köder, ein wahrer Traum, so fest schliefen wir hier auch, obwohl uns der Regen an diesem Tag das erste mal etwas erwischte. Von hier ging es weiter über Himmelreich (!), Pommertsweiler, Vorderbüchelberg nach Wöllstein um dort die Jakobskapelle, die das berühmte „Hühnerwunder“ als Malerei zeigt zu besichtigen, leider wieder mal geschlossen.

Also ein letzter etwas quälender Anstieg bis nach Hohenstadt, dort bezogen wir unser Zimmer im Cafe Höfler (sehr zu empfehlen!). Die Kirche hier ist mit reichen Stuckarbeiten ausgeschmückt und im Chor befindet sich eine Gruft als Grablege. Heute hatten wir etwas mehr Zeit, also kauften wir einige Postkarten. Nach einem sehr guten Abendessen legten wir uns wie fast jeden Abend zeitig ins Bett um uns zu erholen, die Strecke hat es nämlich schon in sich! Bei schönem Sonnenaufgang gingen wir los über Börrat und die Klotzhöfe mit ihren schönen Kapellen bis nach Heuchlingen. In der Kirche liegt ein Skelett in einem Schrein, das ein Pilger mitgebracht hat, gruselig. Weiter ging es über Böbingen an der Rems nach Bargau. Dort stellten wir fest dass hier ein richtiger Wegscheidepunkt für den Jakobsweg ist. Zudem die Kirchengemeinde sich hier sehr stark mit dem Jakobsweg identifiziert. Weiter ins nächste Himmelreich – Das Naturfreundehaus Himmelreich, war diesmal unser Quartier, nach einem letzten kräftigen Anstieg, fühlten wir uns hier oben auf dem Berg pudel wohl und hatten prima Gespräche mit den tollen Menschen hier. Von hier ging es weiter über Böhmenkirch bis nach Gussenstadt, eigentlich eine kurze Etappe, aber nachdem wir uns relativ früh verlaufen hatten, haben wir einen Umweg von ca. 6km gemacht, aber „dort verlaufen sich die meisten“ wurde uns gesagt, das beruhigt uns, aber trotzdem kamen wir in den totalen Regenschauer. Es war so arg, dass wir „Ozeane“ in den Schuhen hatten.

Gott sei Dank konnten wir in Gussenstadt unserer Sachen im Heizungsraum der Gaststätte trocken. Nach einer heißen Dusche und einem heißen Tee, war alles wieder in Ordnung. Den Abend verbrachten wir in geselliger Runde am Stammtisch – zwei Franken unter Schwaben – herrlich!!! Der neue Tag begann ebenso mit Regen, jedoch nicht so stark – immerhin. Der Weg führte uns über Sontbergen, Zähringen und Ettlenschieß bis nach Lonsee. Dort hatten wir uns beim evangelischen Pfarrer avisiert, dieser gab uns Hospiz in der Sakristei der Kirche mit Schlüsselgewalt!

Die Nacht in der Kirche war ein ganz besonderes Erlebnis für uns beide, einfach was ganz anderes. Nach dem Frühstück pilgerten wir weiter über Scharenstetten, Temmenhausen, über die A7 hinweg bis zur Weidacher Hütte. Hier kamen wir relativ früh an und verbrachten einen kurzweiligen Tag unter den vielen netten Leuten vom Hüttendienst. Die haben uns auch spontan zum Abendessen eingeladen, so dass wir an der wunderbaren Grillfeier teilnahmen und uns wie zu Hause fühlten. Der neue Morgen begann natürlich wieder mit Regen, an Bollingen vorbei ging es über Mähringen – mit Kaffeepause – auf den Eselsberg von Ulm. Aufgrund des wieder stärker werdenden Regens und der Ratschläge vom Tag vorher, fuhren wir die letzten 3km mit dem Bus in die Stadt. Nach unserem Umweg hatten wir uns das gegönnt, zudem wären wir nur durch Wohngebiet gelaufen, so nutzten wir lieber die Zeit um uns Ulm anzusehen. Der erste Weg in Ulm führte uns schnurstracks zum Ulmer Münster, ein beeindruckendes Bauwerk, den Turmaufstieg mit seinen 768 Treppenstufen haben wir uns bei dem schlechten Wetter gespart. Dafür gönnten wir uns erst einmal ein Eis, danach ging es zum Rathaus, hinunter zur Donau, ins Fischerviertel, zum schiefen Haus und und und. Schnell gingen die Stunden in Ulm vorbei und wir mussten zu unserem Zug, denn unsere Lieben erwarteten uns nach einer Woche wieder zurück.

Der Weg bereitete uns wieder einmal sehr viel Freude, er war meistens gut ausgeschildert, stellenweise mussten wir ganz schön suchen, aber wir sind angekommen. Die Landschaft ein wahrer Traum, die wir anders so nicht gesehen hätten. Die Menschen die wir kennengelernt haben sind total nett und wir haben uns über alle Tipps für den Weg, die netten Gespräche total gefreut.


Wir sind alle Pilger,
wir wandern auf verschieden Wegen
zum gemeinsamen Ziel.

(Antoine de Saint-Exupery)

E ultreia!

Valentin und Alexander